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  • Autorenbildjenniferkummli

Die Verschiebung der Komplexität aus dem Spital auf die Nachsorge und was das bedeutet

Aktualisiert: 11. März


Gestern ist Herr Peter (38 Jahre) aus dem Spital ausgetreten. Er hatte eine komplizierte Knieoperation nach einem Unfall beim Spielen mit seinen Kindern. Schweissgebadet und voller Schmerzen im Bett liegend, empfängt er die Spitex.


Die Aufenthaltsdauer in Akutspitälern liegt bei durchschnittlich 5.1 Tage (BFS, 2023; BFS 2009-2024). Im Jahre 2008 lag sie noch bei 7.7 Tagen.

Sogar seit der Coronapandemie ist die Aufenthaltsdauer weiter leicht gesunken.


Aufgrund der immer stärker reduzierten Aufenthaltsdauer in Akutspitälern und der steigenden Zahl chronisch und mehrfach erkrankter Personen, erhöht sich die Komplexität der Pflege (Gurtner, et al., 2018).


Die Komplexität und die Schnelllebigkeit umfasst jedoch nicht nur die Akutspitäler sondern zeichnet sich den Nachsorgeorganisationen genauso ab.


Herr Peter benötigt für die kommenden Tage Unterstützung seitens Spitex beim Duschen, bei der Medikation und allenfalls beim Pflasterwechsel. Edukation in Bezug auf die Einnahme der Schmerzmedikation war bereits ab der ersten Minute zentral. Denn er nahm die Medikamente nicht nach Verordnung ein, nutzte jedoch Selbstmedikation anderer Medikamente, die er Zuhause hatte. Weiter wünscht seine Frau, dass die Spitex ihm das Frühstück zubereitet. Eine Physioanmeldung liegt zudem vor, nur fühlt sich Herr Peter zu schlecht, um das Haus zu verlassen.


Für die Spitex erfordern Fälle wie die von Herr Peter hohe Flexibilität in der Planung und Koordination. Kurzfristig müssen zusätzliche Einsätze eingeplant werden, die es nach einigen Tagen unter Umständen nicht mehr benötigt.


Wenn die Spitex absagen muss

Nicht alle Spitexorganisationen sind ready und fit darin. Einige Organisationen müssen anfragenden Kund:innen absagen, da sie zu wenig diplomiertes Pflegefachpersonal haben, welches komplexe Einsätze leisten kann. Oder es gibt Aufnahmestopps, Wartelisten oder ähnliches. Doch in einem solchen Fall wie von Herr Peter ist das keine Lösung.


Diese Komplexität einzelner Fälle können nun mit dem neu auf deutsch übersetzten COMID Fragebogens ausgewertet werden:



Herr Peters Situation zeigt laut COMID 7 Punkte an, was auf ein Risiko für eine komplexe Situation hinweist.

Dies durch das Vorliegen folgender Tatsachen:

  • Einnahme von mehr als 5 Medikamenten pro Tag

  • überlastete Familie, die ihm wenig Unterstützung gewährt

  • Besorgnis um seinen Gesundheitszustand und die Symptome sowie die erhaltenen Informationen (Einnahme Schmerzmedikation)

  • sein Gesundheitszustand sich akut verschlechtert hat durch den Unfall,

  • Er in den Aktivitäten des täglichen Lebens eingeschränkt ist

  • Er kürzlich im Spital war


Doch für Herr Peter ging die Situation gut aus.

Nach nur wenigen Tagen und unter Einstellung der Schmerzen konnte er seinen Tagesablauf wieder selbständig bewältigen und wünschte keine Hilfe mehr seitens Spitex.


Neue Herausforderungen erfordern neue Lösungen

In Zukunft werden sich solche Fälle wahrscheinlich häufen.

Die Patient:innen müssen sich und ihr Umfeld mehr einbeziehen und sich ein Hilfenetzwerk schaffen. Pflegefachpersonen fallen leider nicht vom Himmel.

Diese Schnelllebigkeit und steigende Komplexität erfordern unter Umständen eine Umstrukturierung der gesamten Spitexorganisationen.


(Noch) effizientere Planung, Flexible Arbeitszeitmodelle, virtuelle Betreuung, telemedizinische Pflege, Schnittstellenoptimierung der Softwarelösungen und stete Weiterbildung des Personals sind nur einige Ideen hierfür.


Erhöhte Komplexität zieht neue Mitarbeitende an

Nicht zu vergessen im Bereich des Marketings für Jobsuchende -

die Spitex bietet nun noch mehr Abwechslung. Medizinaltechnisch sind die Aufgaben komplexer geworden. Von PICC Katheterinfusionen zu portablen Chemotherapien, externen Herzpumpen oder Heimbeatmung. Ein Gang ins Spital ist nicht immer notwendig.


Nicht zur Freude von Allen. Doch als wahre Chance für Pflegefachpersonen, die aus dem Akutsetting in die Spitex wechseln wollen und das bisher nicht taten, weil sie dachten, sie werden in der Spitex zu wenig gefordert.


Wo anfangen?

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Quellen



Busnel, C., Marjollet, L., & Perrier-Gros-Claude, O. (2018). Complexité des prises en soins à domicile : développement d’un outil d’évaluation infirmier et résultat d’une étude d’acceptabilité. Revue Francophone Internationale de Recherche Infirmière, 4, 116-123. doi:https://doi.org/10.1016/j.refiri.2018.02.002


Gurtner, C., Spirig, R., Staudacher, D. & Huber, E. (2018) Patientenbezogene Komplexität in der Pflege - Kollektive Case Studies im Akutspital. Pflege (2018), 31 (5), 237–244



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